Jede menschliche Existenz ist mit Krisen und Konflikten behaftet. Intensive Auseinandersetzungen werden meist vom Pädagogen und dem Jugendlichen gleichermaßen als bedrohlich empfunden. Dennoch betrachten wir Krisen im pädagogischen Prozess nicht nur als problematisch, sondern eher als unmittelbare Handlungs- und Lernfelder.

Es geht in unserer Arbeit nicht darum, Krisen zu vermeiden, sondern wir versuchen sie so zu gestalten, dass für alle Beteiligten umfangreiche Erfahrungs- und Gestaltungsmöglichkeiten spürbar werden. In der Krise liegt die Chance, sich konstruktiv zu begegnen.

Häufig haben die Jugendlichen in ihrer Geschichte erlebt, dass Konflikte zum Beziehungsabbruch führten. Eine Kommunikation über solche, emotional belasteten Prozesse bietet neue Auswege an. Solche Schlüsselsituationen bestimmen den Aufbau von Vertrauen und Beziehung. Durch die dadurch begonnene, positive Entwicklung erlebt der Jugendliche sein Umfeld neu. Die Bezugsperson, die das mit ihm durchgestanden hat, vermittelt ihm darüber hinaus Sicherheit. So empfindet der Jugendliche seinen Betreuer bald als einen Mitstreiter, der ihn bei der Suche nach Lösungen und der Lebensbewältigung unterstützt.

krise_als_chanceKrisen und Konflikte haben im Alltag auch die Funktion, Grenzen abzustecken. Das Terrain, das zwischen den Personen ausgehandelt wird, beschreibt das weitere Interaktionsfeld. So kann durch zwischenmenschliche Konflikte eine Neubewertung alter Lebens- und Lernerfahrungen in Gang gesetzt werden.
Diese projektinterne Sichtweise ist im Laufe vieler Berufsjahre entstanden, deckt sich aber nicht immer mit der Sichtweise Außenstehender, die gerne versucht sind, in der Krise die unabwendbare Bedrohung zu sehen. So wollen wir mit unserer Sichtweise bewusst dazu beitragen, für mehr Gelassenheit im Umgang mit schwierigen Jugendlichen zu werben.