Die aktuelle Diskussion in der Pädagogik favorisiert den Ansatz der Sozialraumorientierung. Dem stimmen wir zu, vertreten jedoch im Einzelfall die Auffassung, dass man, um Alternativen kennen zu lernen und zu erproben, oft sein festgefahrenes Umfeld verlassen muss. Ein neues Milieu kann Entwicklungsprozesse erheblich positiv beeinflussen. Durch das Verlassen der angestammten Lebenswelt werden Routinen, die das alltägliche Handeln strukturieren, unterbrochen. In einem neuen Umfeld, mit einer anderen Sprache und Kultur, sind die Jugendlichen gefordert, sich diese neue Lebenswelt zu erschließen.
Ihre Teilnahme an den Interaktionen in diesem Feld ermöglicht ihnen neue Lern- und Orientierungsprozesse. Durch das massive Unterbrechen der Routinen werden Neuordnungsprozesse notwendig und Verhaltensänderungen möglich. Die Entscheidung über die Rückkehr oder den dauerhaften Wechsel des Umfeldes trifft der Jugendliche selbst.
Unabhängig von seiner Entscheidung ist die medizinische Versorgung und gesundheitliche Betreuung des Kindes/Jugendlichen sowohl im Inland als auch im Ausland jeder Zeit über das Projekt Husky gewährleistet, so dass es bei keinem Kind/Jugendlichen zu Versorgungsdefiziten oder unerkannten psychischen Erkrankungen kommen kann. Husky trägt damit der Neufassung von § 36 Abs. 3 SGB VIII (Gesetz zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe -KICK) Rechnung.
Wir verbinden mit dem Millieuwechsel folgende Aspekte:
- Distanz und Entlastung von Beziehungen und Anforderungen, in und an denen der Jugendliche gescheitert ist
- Reduktion der täglichen Anforderungen (Schulbefreiung bei Auslandsmaßnahme)
- Raum schaffen für das Entstehen von Beziehungen zu Erwachsenen, die belastbar sind
- einen Lebensraum anbieten, der für die spezifischen Belastungen und Bedürfsnislagen der Jugendlichen geeignet ist
- fehlende Stigmatisierung
- Teilnahme am Leben einer fremden Kultur anstelle eines pädagogischen Schonraums, Konfrontation mit andersartigen, aber intakten Lebenswelten und- konzepten
- Beziehungsangebot in einem intensiven gemeinsamen Alltag, geprägt durch Gestaltungsnotwendigkeiten
- keine Fluktuationserfahrung während der Auslandmaßnahme
- Befriedigung der Bedürfnisse nach Abenteuer und Exklusivität
- der naturnahe Lebensraum begünstigt das Ableiten von Lerninhalten (auch schulischen) aus den Anforderungen und Anlässen des Alltags
- Reduzierung der Kompensationsmöglichkeiten: der Zugriff auf Alkohol ist z.B erheblich erschwert
- Entspannung und Entlastung in akuten Krisensituationen
- die Chance für einen Neuanfang
- Wiedergewinnung von Lebensoptimismus in intakten Lebensbezügen
- Bewusstsein schaffen dafür, dass der Jugendliche Gast in einem Land ist
- Nutzung hervorragender Möglichkeiten zur “Aneignung” von Naturräumen
- sportliche Aktivitäten
Der Milieuwechsel ins Ausland hat zu keinem Zeitpunkt der Betreuung das Ziel der dauerhaften Eingliederung des Jugendlichen in die dortige Gesellschaft. Einem volljährigen Jugendlichen ist es allerdings freigestellt, nach Abschluss einer Ausbildung in Deutschland, seinen Lebensmittelpunkt ins Ausland zu verlagern.